Der PCR-Test: Der Gold-Standard in der Covid-Diagnostik?
von docmacher
Das Verwaltungsgericht Regensburg hat am 02.12. die Maßnahmen für die Stadt Passau bestätigt. Begründet wird die Entscheidung mit den Ergebnissen des PCR-Tests, der dem Gericht als – wörtlich – „Gold-Standard“ gilt. Ist das so? Welche Bedeutung hat der Test für die Diagnose von Covid19 wirklich.
Um die Antwort gleich vorwegzunehmen: Sie lautet „kommt drauf an“. Ob der Test brauchbar ist oder nicht, hängt von seiner Interpretation ab. Bisher wurde er völlig unkritisch angewendet und alle positiven Resultate als „infektiös“ gewertet. Dadurch wird die Zahl der wirklich infektiösen Personen massiv überschätzt. Woran das liegt, kann man in einem soeben erschienen Artikel einiger britischer Wissenschaftler nachlesen:
https://academic.oup.com/cid/advance-article/doi/10.1093/cid/ciaa1764/6018217
Gehen wir den Artikel der Reihe nach durch.
Zunächst wird erklärt, wie der Test funktioniert. Er beruht darauf, daß virale Nukleinsäure erkannt und durch das Enzym „Reverse Transkriptase“ zu größeren Molekülen aufgebaut wird. Der Test ist so empfindlich, daß er auch minimale Mengen Nukleinsäure erkennt. Mit jedem „Zyklus“ (Ct=cycle threshold) wird das Signal verstärkt. Das entscheidende ist nun, daß mit der Anzahl der Zyklen das infektiöse Potential des untersuchten Materials (Nasensekret, Rachenabstriche, Urin- und Stuhlproben) abnimmt. Der Leser wird sich jetzt vielleicht fragen, woher man weiß, ob das Material infektiös. Antwort: Man weiß es, wenn sich aus diesem Material in Zellkulturen Viren anzüchten lassen. Der PCR-test hingegen ist nicht in der Lage, zwischen kompletten Viren und nicht-infektiösen Fragmenten zu unterscheiden.
Die Autoren des oben erwähnten Artikels haben 29 Studien ausgewertet, in denen untersucht wurde, ob Viren anzüchtbar waren und in welchem Zusammenhang die Infektiösität zu den klinischen Symptomen der Patienten stand. Alle Studien stammen aus diesem Jahr.
Es zeigte sich, daß bei Material aus den Atemwegen die Anzüchtbarkeit gelang, wenn der Ct-Wert des PCR-Tests kleiner als 30 war. Bei Material von Patienten, die positiv getestet wurden, nachdem ein erster Test negativ war, gelang die Anzüchtung nie. Der Grund dafür ist vermutlich, daß die beim zweiten Test gefundene Menge an Nukleinsäure zu gering war oder von bereits abgestorbenen Viren stammte.
Ähnliche Resultate ergaben sich mit Material aus der Umgebung (z.B. Patientenzimmer oder verschiedene Bereiche eines Krankenhauses), aus Stuhl- und Urinproben, Abstrichen aus dem Nasen-Rachen-Raum und aus Blutproben: Der Ct-Wert lag über 30, Viren ließen sich nur selten anzüchten, aus Blutproben überhaupt nicht.
In 9 der ausgewerteten Studien wurde auch untersucht, wie lange virale RNA durch den PCR-Test erkannt werden kann. Diese Zeitspanne betrug mindestens sieben Tage, in einem Fall sogar 48 Tage. Wichtig ist hier der Vergleich mit der Zeitspanne, innerhalb der die Züchtung der Viren gelang, denn sie ist wesentlich kürzer, nämlich im Mittel 4 Tage, sofern der Ct-Wert unter 24 liegt.
Was bedeutet das? Es bedeutet, das, was wir sowieso schon über den PCR-Test wissen: Er findet kleinste Mengen Nukleinsäure, die nicht infektiös sind.
Genau aus diesem Grund weisen die Autoren auch darauf hin, daß im Zusammenhang mit dem Ergebnis eines PCR-Tests stets die klinische Symptomatik beachtet werden muß. Wünschenswert wäre eine Standard-Ct-Schwellenwert, oberhalb dessen Infektiösität ausgeschlossen werden kann.
Dies setzt allerdings die Standardisierung der auf dem Markt erhältlichen PCR-Tests voraus. Solange das nicht der Fall ist, kann aus einem positiven PCR-Test allein nicht der Schluss gezogen werden, daß die getestete Person infektiös ist.
Abschließend möchte ich noch auf die neuen Pläne des Hof-Virologen der Gott-Kanzlerin hinweisen: Er möchte sich künftig mit dem MERS (Middle East Respiratory Syndrome) befassen, das ja auch von Coronaviren verursacht wird. In einer Studie aus dem Jahre 2016 konnte das Virus zwar, wie zu erwarten, mittels PCR-Test nachgewiesen werden, war aber fast nie anzüchtbar.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7108026/
Einige werden sich auch noch an Drostens Aussagen zur Schweinegrippe erinnern, z.B. hier:
https://www.sueddeutsche.de/wissen/schweinegrippe-die-welle-hat-begonnen-1.140006
Man muß kein Prophet sein um vorauszusagen, wie der Professor ohne Habilitation auf MERS reagieren wird...
Außerdem möchte ich jeden, der der englischen Sprache mächtig ist, ermutigen, in der Datenbank pubmed
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/
selbständig zu recherchieren. Man findet dort vieles, was den einschlägigen Medien nicht bekannt ist oder von dem sie nicht wollen, daß es bekannt wird.